Über das Projekt

Warum History in Black?

History in Black ist eine digitale Lernplattform, die das Leben Schwarzer Menschen in Deutschland in den Mittelpunkt stellt. Unser Ziel ist es, durch historisch-politische Bildung ein tieferes Verständnis für die vielfältigen Erfahrungen und Beiträge Schwarzer Menschen in der deutschen Geschichte zu schaffen und somit aktiv zu einer rassismuskritischen Demokratieförderung beizutragen. Denn wir müssen handeln und das zum jetzigen Zeitpunkt!

Was ist eine Erinnerungsintervention?

Eine Erinnerungsintervention hat das Ziel, vergessene oder verdrängte Geschichten und Perspektiven sichtbar zu machen, die oft von dominanten Geschichtsnarrativen nicht berücksichtigt oder aktiv vernachlässigt werden. Hierbei sollen verschiedene Vernetzungen und Methoden zum Einsatz kommen, welche den Anspruch einer umfassenden und multiperspektivischen Repräsentation von Geschichte in der Erinnerungskultur verfolgen

Warum brauchen wir jetzt eine Erinnerungsintervention?

Geschichtsnarrative und Gedenkpraktiken konzentrieren sich häufig auf die Erfahrungen und Perspektiven der Mehrheitsgesellschaft, während die Geschichten von Minderheiten, wie etwa Schwarzen Menschen, oft marginalisiert oder ganz ausgeblendet werden. Es ist wichtig hervorzuheben, dass im NS-Regime viele verschiedene Opfergruppen unterdrückt wurden, wobei Schwarze Menschen in unserer Erinnerungskultur kaum Beachtung finden und als Opfergruppe oft nicht ausreichend repräsentiert sind.

Sichtbarmachung einer langen und wertvollen Geschichte

History in Black setzt sich dafür ein, die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbarer zu machen. Durch Biografien Schwarzer Menschen wollen wir rassenideologische Narrative von der Kolonialzeit über den Nationalsozialismus bis heute aufdecken und sowohl individuellen als auch strukturellen Rassismus dekonstruieren. Es soll dabei insbesondere auch darum gehen, die Stärke Schwarzer Menschen im Widerstand gegen rassistische Strukturen zu betonen. Aus ihren Erfahrungen sollen Handlungsempfehlungen gegen den aktuellen Rassismus abgeleitet und zur Verfügung gestellt werden.

Kontinuitätslinien von Rassismus im Fokus

Wir beleuchten die Verknüpfungen zwischen dem Kolonialrassismus und der nationalsozialistischen Rassenideologie und werden zeigen, wie diese historischen Wurzeln auch noch heute als Rassismus gegen Schwarze Menschen fortbestehen. Im Sinne dieser Perspektivenerweiterung wollen wir außerdem aufzeigen, inwiefern sich gesellschaftliche Diskriminierungsmechanismen gegenseitig beeinflussen und verstärken.

Biographien machen Geschichte lebendig

Wir werden bewusst einen Fokus darauf setzen, wie Schwarze Menschen trotz rassistischer Diskriminierung und Verfolgung ihr Leben selbstbestimmt und vielseitig gestalteten. Beispielsweise gründete der ins Deutsche Reich verschleppte Schwarze Mann Hagar Martin Brown trotz gesellschaftlicher rassistischer Ausgrenzung zusammen mit seiner weiß gelesenen Frau Paula Brown eine Familie und widersetzte sich somit aktiv der von der Mehrheitsgesellschaft gewünschten sogenannten „Rassentrennung“.

Vereine und Organisationen

In Deutschland und Europa gibt es zahlreiche Vereine und Initiativen, die sich rassismuskritische Bildungsarbeit und den Kampf gegen Anti-Schwarzen-Rassismus zur Aufgabe gemacht haben. Die folgende Liste stellt eine kleine Auswahl solcher Projekte vor.

Black History in Baden-Württemberg

Black History in Baden Württemberg ist eine Initiative, die seit 2020 daran arbeitet, die kritische Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichten und eine anti-rassistische Lehre zu festen Bestandteilen der institutionellen Bildungsarbeit zu machen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Samrawit Araya, Teresa Heinzelman und Yasmin Nasrudin. Teil ihrer ehrenamtlichen Arbeit ist es unter anderem, Vorträge und Workshops in Schulen, Universitäten, Museen, oder stadtpolitischen Veranstaltungen zu geben. Seit 2023 initiierten sie außerdem regelmäßig universitäre Tagungen zu anti-rassistischer Bildungsarbeit.

Side by Side Nordhessen / Blind Spots in the Sun

Side by Side Nordhessen ist eine Projektinitiative von Anti-Rassismus-Aktivist*innen, die durch ihre Arbeit Perspektiven Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbar macht. Ihr Instagram-Kanal legt rassistische Strukturen in Hessen und Deutschland offen und setzt sich durch Initiativen und kritische Bildungsbeiträge aktiv gegen Rassismus ein. Ruth Hunstock ist Aktivistin bei Side by Side Nordhessen und Blind Spots in the Sun. Blind Spots in the Sun ist eine Reihe von Kunstinterventionen, die sich mit Kolonialismus, kollektivem Gedächtnis und Rassismus in Deutschland beschäftigen und insbesondere Leerstellen aufdecken. Die Arbeit von Ruth Hunstock und den beiden Initiativen erreichte unter anderem, dass die zwei gewaltvollsten anti-Schwarzen-rassistischen Fremdbezeichnungen von der Stadt Kassel als rassistisch anerkannt wurden und geächtet werden.

EmpowerKids

EmPowerKids ist eine Gruppe von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Kindern im Alter bis ca. 10 Jahren, die von den Eltern und Bezugspersonen dieser Kinder hessenweit organisiert wird. Die Eltern und Bezugspersonen der Kinder vertreten ihre Interessen und unterstützen sie bei ihrem Empowerment. Sie machen außerdem auf ihre strukturelle Benachteiligung aufmerksam, arbeiten auf die Durchsetzung ihrer Rechte hin und leisten anti-rassistische Bildungsarbeit.

Afrokids

Afrokids ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1993 zu einer Reihe von Themen wie Jugendpartizipation, rassismuskritische Bildungsarbeit und Fluchtursachenbekämpfung arbeitet. Der Verein wurde von Menschen gegründet, die aus dem Globalen Süden nach Deutschland migrierten und ist international vernetzt und organisiert. Der Verein arbeitet mittels eines Austausches auf Augenhöhe an der Aufhebung der rassistischen globalen Ungerechtigkeiten zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden.

Anton de Kom

Anton de Kom ist eine niederländische Stiftung, die von den Kindern von Anton de Kom 1985 gegründet wurde. Ein Ziel ist es, die Arbeit von Anton de Kom sichtbar zu machen und seine anti-rassistischen Ideen zu verbreiten. Cornelis Gerhard Anton de Kom war Antikolonialist, Autor und Widerstandskämpfer und wurde 1898 kurz nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei in Surinam geboren. Seine Familie mütterlicherseits lebte teilweise in der Sklaverei. Inspiriert durch die Geschichten seiner Familie sowie seinen eigenen Erfahrungen setzte er sich für dekoloniale Kämpfe in seiner Heimat ein. Dafür wurde er schließlich kriminalisiert und 1933 von niederländischen Behörden für drei Monate verhaftet. Anton de Kom wurde während des 2. Weltkrieges nationalsozialistisch verfolgt und verstarb 1945 im Konzentrationslager Neuengamme. Neben der rassismuskritischen Bildungsarbeit setzt sich die Stiftung auch für eine Anerkennung des ihm widerfahrenden Unrechts ein.